Aktion am Muttertag
14. Mai 2000/Sonntag Nacht, 20 Uhr, Mariannenplatz, Berlin-Kreuzberg
Free Afterparty: Im Bundeskanzleramt (Bödickerstraße, Nähe Ostkreuz) nach der Aktion!
Auch
wenn Frau und Mann heute offiziell gleichberechtigt sind - die grundlegenden
Rollenmuster der Geschlechter sind noch immer dieselben. Wir lehnen
diese über Generationen weitergegebenen Geschlechtsidentitäten ab und
suchen nach neuen Formen der Geschlechtlichkeit. Frauen/Lesben und Männer,
die dem klassischen Männerbild nicht entsprechen, stellen die so praktisch
funktionale Gesellschaftsordnung in Frage und werden in vielen Lebensbereichen
ausgegrenzt und diskriminiert. Nachts spitzt sich die strukturelle Rollenzuweisung
in eskalierter Form zu. die subtile, zwischenmenschliche Unterdrückung
von Frauen/Lesben, Schwulen und "aus der Rolle fallenden" Männern am
Tage, wird nachts zu einer körper- und damit lebensbedrohenden Gefahr.
Entsprechend den Geschlechterklischees treffen hier klar definierte
Täter und Opfer aufeinander. Anstatt die Ursachen der Problematik zu
verändern und die Geschlechterbeziehung neu zu definieren, übt man(n)
sich in Symptombekämpfung und baut im Namen der "hilfebedürftigen" Frauen
den öffentlichen Raum zu einem Hochsicherheitsareal um. Die massive
Präsenz von staatlichen und privaten Wach- und Sicherheitsdiensten festigt
letztlich aber nur die Rollenbilder vom triebgesteuerten Mann als Täter
und der hilfe- und schutzbedürftigen Frau als Opfer.
Wir spielen dieses dämliche Spiel nicht mehr mit!
Wir alle haben männliche und weibliche seiten und wir halten die Geschlechterrollen
für veraltet und reaktionär. Die Aktion "Reclaim the night-Karneval
der Geschlechter" wendet sich somit an alle, die die klassischen
Männer- und Frauenbilder zerreissen, verbrennen und auf deren Asche
wild tanzen wollen. Das biologische Geschlecht der AntisexistInnen ist
egal.
Wir wollen uns frei bewegen können und nehmen uns die Nacht zurück!
Der
Vatertag:
Am Vatertag (auch "Herrentag" genannt) zeigt das Patriarchat
seine ungeschminkte Fratze. Im Biergarten und vollgekotzt unter den
Tischen treffen sich die Glanzstücke der Männlichkeit:
Herren und Herrschende, Angeber und Besserwisser, Machthaber und Vorgesetzte,
Autofahrer, Agromonster, Soldaten und Mörder, Potenzmaschinen, Muskelprotze
und Familienoberhäupter... - alle vereint im Alkoholdelirium und in der
absurden Überzeugung, allein der Schwanz zwischen ihren Beinen mache
sie als Menschen feiernswert.
Der
Muttertag:
Schon die
Nazis wußten, welcher Platz Frauen in der Gesellschaft gebührt: der
Muttertag als Feier der Gebärmaschine Frau, der "berufenen Erhalterin
der Rasse". Doch auch im Zeitalter der Post-Emanzipation, der Babypause
für Väter und der weiblichen Karrierehengste ist das Reich der Frau
das Private. Am Muttertag wird nicht die Frau als individuelle Persönlichkeit
gefeiert, sondern ihre Funktion und ihr Erfolg im Erhalt und der Pflege
der familiären Harmonie. Mami steht derweil in der Küche und backt eine
Torte nach der anderen für die Lieben.
Wir sind nicht
länger Stützen eines Systems, dessen öffentliche Politik auf versklavenden
Kleinfamilienstrukturen basiert. Backt euch eure Scheißkuchen selber!
An einem Familiensonntag zur Feier der Mutter als Stütze dieses Staates
werden wir die Nacht erobern und die Vielfalt unserer Geschlechter auf
die Strasse tragen. Mit Musik, Tanz, Verkleidungen und Performances wollen
wir eine Alternative zu dem Wahnsinn zwischen den Geschlechtern leben.
be active - be creative - be yourself
Raus aus dem Korsett der Weiblichkeit! Gegen die zerstörerische Dominanz der Männlichkeit! Für eine gleichberechtigte Vielfalt unter Individuen!
open invitation to all soundsystems and performers