Pressemitteilung
nach der RTS-Party am 16.05.98
Wie in weltweit über 30 Städten auch, fand in Berlin am 16/05 eine RECLAIM THE STREETS-Party
statt. Unter dem Motto the resistance will be as transnational as capital war seit Monaten dazu
aufgerufen worden, diesen Tag anläßlich des WTO-Treffens in Genf zu nutzen, um dieser neuen alten
Weltordnung und der damit verbundenen Ausbeutng und Zerstörung des Menschen und der Natur
einen grenzenlosen Widerstand entgegenzusetzen.
Spaß kann auch Widerstand machen, sagten wir in Berlin- und den hatten wir. Rund 700 Menschen
haben sich für ca. vier Stunden die Straße als öffentlichen Raum zurückerobert und gezeigt, was auf
diesen sonst recht öden Orten alles gemacht werden kann: Ball spielen, tanzen, malen, trommeln,
kiffen,...
Schnell und unbemerkt blockierten wir mit Hilfe von Autos, Bauzäunen, Tripods (das waren diese 6m
hohen dreibeinigen Gerüste, auf denen sich 2 Menschen anketteten) und einem critical mass-Fahradzug
die Kreuzung Memhardstr./Rosa-Luxemburgstr.
Im selben Moment beamten wir vom Treffpunkt zur Kreuzung und die DJ/anes fingen an, ihre
Plattenteller zu drehen: die Party war in vollem Gange.
Neben dem Herumzappeln zu moderner Musik entwickelte sich das Verschönern von Fassaden und
der Straße selbst zur Hauptfreizeitaktivität. Auffällig war, daß viele Kinder unter den TeilnehmerInnen
waren - für die näxte Party sollten wir einen großen Sandkasten organisieren.
Die Bullen wussten mit dieser neuen Aktionsform nicht so recht umzugehen. Nachdem wir sie mit der
schnellen Besetzung völlig überrumpelt hatten, schleppten sie zuerst SEK-Einheiten und Räumgerät an,
hielten sich dann aber zurück und duldeten dumm und hilflos aus der Uniform schauend unsere illegale
Zusammenrottung. Die ganze Aktion über straften wir die Cops mit Mißachtung, sie existierten für uns
nicht.
Gegen 18 Uhr wurde das Soundsystem mit einem spontanen Zug in die Brunnenstraße in Sicherheit
gebracht. Als die Party um 19 Uhr aufgelöst wurde, meinten die Cops noch 5 Leute gefangennehmen
zu müssen, die im Laufe der Nacht freigelassen wurden. Ihnen werden Gefangenenbefreiung und
Widerstand vorgeworfen. Selbstverständlich fordern wir die sofortige Einstellung etwaiger
Ermittlungsverfahren und eine angemeßene Entschädigung.
Nachts besetzten wir noch ein leeres Fabrikgebäude in Kreuzberg und luden zu einer Siegesfeier.
Alles in Allem hat uns der Tag großen Spaß gemacht und wir halten die Aktion für gelungen. Wir haben
eine neue Aktionsform ausprobiert, es entstand, wie Hakim Bey so schön sagt, eine temporäre
autonome zone, die uns neue Freiräume und Möglichkeiten eröffnete, die auch genutzt wurden. Wir
werden es wieder tun! In diesem Sinne: es wird viel passieren!
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